Leitfaden: Gut beraten?

Seriöse Beratungsangebote kann man an verschiedenen Merkmalen erkennen – oft ist das nicht so einfach. Zugleich ist es wichtig einschätzen zu können, welche Beratungsangebote man wahrnehmen möchte und welche lieber nicht. Wir haben ein paar Ideen gesammelt: woran erkennen wir gute Beratungen, denen wir unser Vertrauen schenken möchten?

Im Voraus…
  • …werden viele Informationen transparent gemacht, zum Beispiel
    • wie das Beratungsangebot genau aussieht (gibt es Informationen? Unterstützung? Beides?)
    • mit wem du sprechen kannst (wie heißt die Person? Welche Ausbildung hat sie? Welche Erfahrungen hat und macht sie?
    • was man von der Beratung ungefähr erwarten kann
    • wer mit welchen Anliegen zur Beratung kommen kann
  • …ist dir klar, wie du die Beratungsstelle erreichen kannst: Adresse, Telefonnummer, Öffnungszeiten
  • … weißt du genau, wie mit deinen Daten umgegangen wird
  • … weißt du, ob du dich anonym melden kannst
  • … weißt du, ob das Angebot etwas kostet – und wenn es nichts kostet, vielleicht auch ob und wie das Angebot gefördert wird (damit du entscheiden kannst, ob das für dich so passt). Dazu gehört auch, dass du weißt, ob die Beratung politisch, religiös oder weltanschaulich geprägt ist.

Du weißt also im Voraus genau, worauf du dich einlässt, was du ‚mitbringen‘ kannst und was genau in der Beratung passieren kann.

Während der Beratung…
  • … hat vieles auch mit Bauchgefühl zu tun. Wichtig ist, dass du eine gute Atmosphäre wahrnimmst und dich sicher und wohl fühlst:
    • Du bist Expert*in für dein Leben. Das wird anerkannt und akzeptiert. Du fühlst dich respektiert.
    • Die Beratung sollte dich nicht verurteilen.
    • Die Beratung sollte deine Grenzen achten.
    • Die Beratung sollte auf deine Bedürfnisse eingehen.
    • Deine Erfahrungen werden ernst genommen, nicht kleingeredet, aber auch nicht überdramatisiert.
    • Die Beratung ist interessiert an dir, aber nicht neugierig. Fragen werden nicht gestellt, um die Neugier de*r Berater*in zu befriedigen, sondern um dich besser zu verstehen und zu unterstützen. Den Unterschied spürt man oft.
  • … kennt die Beratung ihre Grenzen und legt sie dir auch offen: sie ist keine Therapie und ersetzt keine medizinischen Behandlungen. Im besten Fall verweist sie dich auch an andere Stellen, an die du dich außerhalb der Öffnungszeiten oder in Krisen wenden kannst.
  • … kannst du auf Vertraulichkeit vertrauen – es hören keine weiteren Personen mit, die Beratung konzentriert sich auf dich und du kannst offen sprechen.

Du fühlst dich wohl, weil die Beratung auf dich und deine Bedürfnisse eingeht und dich respektvoll behandelt, mit allem, was dazugehört.

Nach der Beratung…
  • … kann es ganz normal sein, dass du verschiedene Emotionen erlebst. Beratung kann aufwühlend sein. Vielleicht planst du etwas Zeit zum Rumhängen, Spazierengehen oder Eis essen ein oder magst dich mit Freund*innen treffen, wenn es dir gut tut.
  • … weißt du, wie es jetzt weitergeht: machst du noch einen Beratungstermin aus? Hast du schon einen? War die Beratung einmalig? Wendest du dich noch an eine andere Ansprechstelle?
  • … ist die Beratung bei Bedarf weiterhin für dich ansprechbar.
Insgesamt…
  • … hat die Beratung eine beständige und stabile Struktur, du kannst z.B. nachvollziehen, wie das Angebot entstanden ist und sich entwickelt hat.
  • … ist die Beratung in ihrer Arbeit und Ansprechbarkeit beständig.
  • … ist es oft ein gutes Zeichen, wenn Menschen schon eine Weile bei einem Beratungsangebot arbeiten.
  • … ist große Transparenz immer wünschenswert: es ist deine Beratung. Du sollst alle Informationen haben, die dich bei einer Entscheidung unterstützen. Das Ergebnis der Beratung sollte immer offen sein.